Anna T. Lange                       Eines Mädchens Liebes-Sonette

von Burgenkron

 

I.

 

Wie blöde bin ich ach, nicht kann ich’s sagen

Was ich für dich in meinem Herz empfinde!

Und wenn ich auch mich muthvoll überwinde

Erschöpf’ ich nicht die Sehnsucht, kaum zu tragen!

 

Und doch kann weder weinen ich noch klagen;

In fremder Theilnahm keinen Trost ich finde,

Und wenn ich meines Schicksals Nacht ergründe

So seh’ ich keinen Hoffnungsstrahl mir tagen!

 

Ach könnt’ ich einmal nur in deinem blauen

So himmlisch milden Auge, tief in deiner Seele

Den reinen Funken treuer Liebe schauen!

 

Ich wollte auf nichts Irdisches mehr bauen, -

Ich wär erleuchtet von der Gottheit Helle

Und mich erschreckte keines Todes Grauen!

 

 

II.

 

Wer dich in hehren Kriegerschmuck gesehen,

Vom gold’nen Helm die Lorbeerreiser winken,

In deiner Hand die Siegerwaffe blinken,

Nicht möglich war es: dir zu widerstehen!

 

Und wer den Helden sah zur Gottheit flehen,

In Geistesdemuth auf die Kniee sinken,

Sein blaues Aug des Himmels Abglanz trinken

Der mußte in Verehrung übergehen!

 

Und ach du mußtest mir so schnell entschwinden –

Du schöner Stern in meinem armen Leben!

Und ich muß tief des Unglücks Nacht empfinden! –

 

Ach meine Ruhe kann ich nimmer finden,

Und Sehnsucht ist fortan mein einzig Streben,

Und du wirst nie aus meinen Herzen schwinden!

 

 

III.

 

Der Sonne gleich, die Licht und Wärme spendet,

Bist du der lichte Stern in meinem Leben;

Nur du allein kannst Seligkeit mir geben,

Wenn liebend sich zu mir dein Auge wendet!

 

Ob auch der Himmel seine Blitze sendet,

Ob auch der Erde trugvoll falsches Streben,

Ob alle Mächte feindlich sich erheben,

Ob auch der Tod einst meine Tage endet,

 

Die wahre, treue Liebe sieget immer! –

So sei auf ewig denn der Bund geschlossen

Nicht nur für dieser Erde dunkles Walten!

 

Und so wie in des Glückes frohem Schimmer

Von Amors süßer Zaubermacht umflossen

Besieg’ ich alle feindlichen Gewalten.

 

 

IV.

 

Vor deiner Allmacht sink’ o Gott ich nieder

Vor dir will ich hinfort im Staube knieen;

Mein Herz soll stets voll reiner Andacht glühen

Und durch die Seele hallt dein Lob mir wieder!

 

In Glück und Freude beben meine Glieder,

Die Leiden und die Schmerzen, sie entfliehen;

Ich bin befreit von Kummer und von Mühen

Und durch die Seele tönen reine Lieder.

 

O Gott, mein sehnend Herz hast du erhöret!

Der Liebe höchstes Gut hast du gewähret;

Mein Herz ist nicht mehr einsam und verlassen;

 

Denn Er ist meines Lebens sel’ge Wonne

Und meines Daseins strahlend helle Sonne

Er ohne den ich leidend müßt’ erblassen!

 

 

 

 

 

 

 

Anna T. Lange                       Bei den Erlen

von Burgenkron

Denkst du an jenen Abend noch zurücke,

Wie dort am Berg das Hirtenfeuer brannte,

Der bleiche Mond sein Silberlicht schon sandte,

Wie wir so nah dem nicht geahnten Glücke! –

 

Weißt du noch wie auf der zerbrochnen Brücke

Dein Mund so lieb’voll meinen Namen nannte!

Wie keine größ’re Seligkeit ich kannte

Als deine theuern, liebevollen Blicke!

 

In deine Hand nahmst du so sanft die meine

Und mild verklärt vom falben Mondenscheine

Sprachst du die ewig unvergeß’nen Worte! –

 

Mein Mund blieb stumm, doch schwur dir meine Seele

Den hehren Schwur der Treu’ an dieser Stelle

An diesem lieben, trauten, theuern Orte.

 

 

 

 

Anna T. Lange                       Nach der Trennung

von Burgenkron

Du Sonne scheinst vrgebens

zu mir herein;

Die Wonne meines Lebens

ist er allein

 

Im silberhellen, bleichen Mondenscheine

Sitz’ ich jetzt hier mit thränenfeuchten Blicken,

Und tausend Leiden wollen mich umstricken, -

Verlassen ach, mit meinem Schmerz alleine!

 

Und einsam, einsam sitz’ ich hier und weine

Es folgte Schmerz dem Paradiesentzücken

Das Herz will es mir peinvoll schier erdrücken

Hier unter Luna’s bleichem Nebelscheine!

 

Und in der mitternächtig tiefen Stille

Mein ich dein Bild in kriegerischer Hülle

Mir treu und voller Liebe nah’n zu sehen.

 

Doch ach! vor Sehnsucht möchte ich vergehen,

Denn nichts als Luft erfassen meine Hände

Wohin ich auch in meinem Schmerz mich wende.

 

 

 

 

 

 

Anna T. Lange                       An einen Freund

von Burgenkron

Dir schlug mein Herz so liebevoll entgegen

Mit wahrem, treuem, seelischem Empfinden

Wie du es kaum  sobald wirst wiederfinden,

In gleicher Freundschaft wahlverwandtem Regen.

 

Ich möchte dir auf allen Lebenswegen

Des Wohlergehens schönste Kränze binden!

Ich möchte dir die Dichterkrone winden! –

So leite dich stets Gottes reichster Segen!

 

Gedenken werd’ ich stets der schönen Stunden

Da deiner Reden Wohlklang ich gelauschet,

Es ist ein schöner kurzer Traum geblieben!

 

So wie des Sommers Blumen sind entschwunden

Der Herbstwind durch die gelben Blätter rauschet,

So träum’ ich jetzt von hoffnungslosem Lieben.